Gruftkapelle und Starhemberg-Gruft in der Pfarrkirche Hellmonsödt
Der Historiker Christian Kieslinger, der die Starhembergischen Grabdenkmäler vom
15. bis zum 17. Jahrhundert in der Pfarrkirche Hellmonsödt erforschte, bezeichnet
die Kirche als "die wichtigste Grablege der Starhemberger" im 16. und 17.
Jahrhundert. (Universität Brünn, 2002)
Der erste namentlich bekannte Starhemberger Gundaker von Steyr heiratete Adelheid
von Wildberg-Haunsperg und hatte nach 1198 seinen Sitz auf der Burg Wildberg, der
ältesten Burg des Mühlviertels, 1135 von den Haunspergern erbaut. Gundaker ließ um
1212 in Hellmonsödt eine Kirche erbauen, die 1441 durch Hanns IV. von Starhemberg
neu errichtet wurde.
1499 wurde die Gruftkapelle mit der darunter liegenden Gruft angebaut und Ende des
16. Jahrhundert erweitert. An den Wänden der Kapelle befinden sich acht sehr schön
gearbeitete Grabplatten aus Marmor, errichtet von unbekannten Steinbildhauern.
Weitere Epitaphe sind an den Außenmauern der Kirche zu sehen. Die lebensgroßen
Darstellungen der Figuren in voller Ritterrüstung, die Inschriften, die
Figurengruppen mit Heiligen und die Wappen beeindrucken jeden Besucher, jede
Besucherin. Diese "figürlichen Grabplatten von ausgezeichneter Qualität"
(Benno Ulm) aus den Jahren 1474 bis 1675 gehören zu den bedeutenden historischen
Denkmälern in Oberösterreich und sind bis heute sehr wertvolle stumme Zeugen einer
entschwundenen Zeit. Die älteste Grabplatte, jene der Elisabeth von Starhemberg aus
dem Jahr 1418, befindet sich an der östlichen Außenwand und "erzählt": "Nach
kristi geburd Tausend vierhundert und in dem achczehenden jar am Montag nach sand
pagraczentag ist gestorben dy Edel fraw fraw Elisabeth geborn von hohenberg des
Edeln herrn herr Gundakcher von Starhemberg gemahel und ist hie begrabn."
In der Gruft befinden sich zehn Särge: neun Särge mit Schrifttafeln, die Interessantes aus dem Leben der hier Bestatteten erzählen; der zehnte Sarg, der eines Kleinkindes, hat keine Inschrift, beinhaltet aber eine österreichweite Besonderheit: eine Kindermumie. Sie kann durch eine Glasabdeckung besichtigt werden. 2017 wurde die Gruft restauriert. Die Restauratorin Elisabeth Macho-Biegler reinigte den Sarg, die Mumie und das Kleidchen, dabei konnte das Geschlecht eindeutig festgestellt werden - ein Knabe. Prof. Andreas Nerlich, ein Mumienexperte aus München, begann 2018 mit den wissenschaftlichen Untersuchungen des Starhemberg-Knaben. Es gelang, das Alter des Kindes, das Alter der Mumie und, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, dessen Identität festzustellen.
Eine 2021 erschienene Publikation präsentiert den aktuellen Forschungsstand zur
Kleinkindmumie:
Mülleder, Josefine und Ecker-Angerer, Maria (Hg.): Das namenlose Kind. Die
Kleinkindmumie in der Starhemberg-Gruft der Pfarrkirche Hellmonsödt. Linz 2021, 136
Seiten.
Wagner Verlag
ISBN: 978-3-903040-56-4
Preis: € 22,00
Die Publikation ist im Buchhandel, bei Familie Mülleder und im Pfarramt Hellmonsödt
erhältlich.
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Lage und Anreise

Marktplatz (Pfarrkirche)
4202 Hellmonsödt