Aktuell oder überholt? Religionen im Museum - Wilhering 2024
Berichtsband des 22. Oberösterreichischen Museumstages
Die Sammlungen vieler Regionalmuseen enthalten Objekte, die im Kontext christlicher
Religion stehen: von Heiligendarstellungen oder Votivbildern über liturgische
Geräte bis hin zu Objekten, die Ausdruck der Volksfrömmigkeit sind oder christlich
geprägte Bräuche im Jahreskreis repräsentieren.
Doch die Menschen finden immer weniger Zugang zum Christentum, ein allgemein
verbindliches Wissen dazu und ein unmittelbarer Lebensbezug können nicht mehr
vorausgesetzt werden. Auch die Bedeutung von Religion an sich schwindet in einer
pluralistischen und zunehmend komplexer werdenden Gesellschaft. Dennoch scheinen
die Fragen nach Sinn sowie die Suche nach Spiritualität im 21. Jahrhundert
drängender denn je.
Was bedeutet dies alles für die Museen in ihren Sammlungs-, Ausstellungs- und Vermittlungstätigkeiten? Wie kann man Sammlungsobjekte verständlich und zeitgemäß kontextualisieren, die im Zusammenhang mit christlicher Religion stehen? Wie kann ein kritischer und zugleich respektvoller Diskurs dazu gelingen? Wie kann eine Auseinandersetzung mit Religionen und Glaubensfragen im Museum aussehen? Und welche Wege bieten sich dabei für einen interreligiösen Dialog an?
Beim 22. Oberösterreichischen Museumstag am 9. November 2024 standen all diese Fragen im Zentrum, wobei der Schwerpunkt auf der christlichen Religion lag. Den Beginn der Tagung bildete eine Standortbestimmung zur Zukunft von Religionen in Anbetracht des umfassenden gesellschaftlichen Wandels und seiner Megatrends. Der Frage, wie Museen in einer pluralistischen Gesellschaft vermehrt zu Dialogräumen für interreligiöse und interkulturelle Begegnungen werden, ging das zweite Referat nach. Schließlich wurde anhand des Tiroler Volkskunstmuseums gezeigt, wie volkskundliche und eindeutig christlich konnotierte Sammlungen heute zeitgemäß kontextualisiert und vermittelt werden können.
Bei den Dialogen am Nachmittag stand neben einer Workshopführung mit Abt Dr.
Reinhold Dessl durch das Stiftsmuseum Wilhering eine konkrete Ausstellung im
Zentrum, die sich unterschiedlichen Weltreligionen und den damit in Zusammenhang
stehenden Fragen zuwandte, warum und was Menschen glauben und wie sie ihren Glauben
praktizieren.
Zwei weitere Dialoge legten den Fokus auf die Kulturvermittlung: Ein Dialog fand in
der prachtvollen Stiftskirche statt und zeigte auf, wie Methoden aus der
Kulturvermittlung in Kirchen und Klöstern auch in Museen zum Einsatz kommen können.
In welcher Weise etwa Erwachsenenbildungseinrichtungen wie das Katholische
Bildungswerk Themen wie Spiritualität und Sinnsuche bei ihren Bildungsangeboten
behandeln und welche Anleihen sich Museen in ihrer Vermittlungsarbeit dabei nehmen
können, griff schließlich ein vierter Dialog auf.
Die Beiträge des 22. Oberösterreichischen Museumstages liegen nun zum Nachlesen vor. Der Tagungsband kann beim Verbund Oberösterreichischer Museen bestellt werden.
E-Mail: office(kwfat)ooemuseen(kwfdot)at