Ein Kompetenzzentrum für Blaudrucken und Färben in Gutau
Museum innovativ
Die Marktgemeinde und das Färbermuseum in Gutau haben sich hohe Ziele gesteckt: Im
Rahmen eines Agenda-21-Projektes soll in Gutau ein Kompetenzzentrum für Blaudruck
entstehen, das sowohl ein Lern- und Erlebnisort für das alte Handwerk des Färbens
und Druckens als auch ein Forschungs- und Experimentierzentrum für neue
Färbetechniken werden soll. Durch den Aufbau einer Fachcommunity soll der
gegenseitige Austausch auf nationaler, aber auch auf internationaler Ebene
gefördert werden.
Der Anlass für dieses Projekt liegt auf der Hand: Gutau ist noch einer der wenigen
Orte in Österreich, wo das Handwerk der "Blaufärberei", das über Jahrhunderte
hinweg in vielen Mühlviertler Gemeinden ausgeübt wurde, noch mit allen Sinnen
nachempfunden und auch selbst erprobt werden kann. Neben einer beeindruckenden
musealen Präsentation im Färbermuseum, das im original erhaltenen Färberhaus der
Familie Zötl untergebracht ist, gibt es mit der "Zeugfärberei" in der Alten Schule
direkt gegenüber vom Museum auch eine Werkstätte, die sich mit dem Färben und
Drucken in experimenteller Weise auseinandersetzt. Ziel ist eine teilweise
Angleichung der Öffnungszeiten, um den Besucherinnen und Besuchern mehrere Angebote
im Rahmen ihres Gutau-Besuches rund um das Thema Blaudruck bieten zu können.
Die Zeugfärberei geht auf eine Gruppe junger, engagierter Färberinnen und Färber
rund um Janina Wegscheider, Martin Lasinger und Maria Steiner zurück. Die Tradition
des alten Handwerkes soll fortgeführt werden, jedoch steht hier nicht die serielle
Produktion, sondern das Experimentieren, das Zufallsprodukt und die Freude an der
Arbeit sowie auch die Weiterentwicklung der Blaudrucktechnik (wie beispielsweise
einer Verbindung von Blaudruck und Siebdruck) im Vordergrund. Gefärbt wird mit
Indigo und anderen Naturfarben. Die Gruppe arbeitet mit Reserve-Papp oder
Siebdruckfarben, gedruckt wird mit Siebdruck, Stempeln oder Modeln auf T-Shirts,
Tischtüchern oder Papier.
Alle, die gerne selbst diese Techniken ausprobieren möchten, können dies im Rahmen
des Hochland-Otelo jeden letzten
Sonntag im Monat tun, an dem die Zeugfärberei für alle Interessierten geöffnet ist.
Gegen Voranmeldung können Gruppen auch zu anderen Terminen Workshops zur
Blaudrucktechnik in der Zeugfärberei buchen.
Ein Projekt der Zeugfärberei für die kommenden Wochen wird der gemeinsame Druck von
Papiertaschen mit Flüchtlingen sein, die in Gutau eine neue Heimat gefunden haben.
Diese sollen den Besucherinnen und Besuchern des Färbermarktes als
Begrüßungsgeschenk überreicht werden.
Nationale und internationale Kooperationen
Angestrebt werden regionale bzw. österreichweite Kooperationen mit der
Kunstuniversität Linz zum Aufbau eines Forschungsschwerpunkts für Blaudruck in
Gutau und vor allem eine umfassendere Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen, die
im Blaudruck tätig sind (Firma Wagner - Bad Leonfelden; Firma Koo - Steinberg,
Burgenland).
Ein wesentlicher Schwerpunkt soll in der - bisher fehlenden - internationalen
Vernetzung liegen, für die bereits erste Schritte gesetzt wurden. Unter anderem
erfolgte 2015 eine Exkursion der Blaudruckinterressierten aus Gutau nach Sachsen,
wo der Blaudruck ebenfalls gepflegt wird. Die Kontakte sollen in Zukunft vertieft,
ein Netzwerk soll durch regelmäßigen Austausch im Rahmen von Exkursionen und
Fachveranstaltungen entstehen.
Färbermarkt
Mit dem weithin bekannten Färbermarkt, der jährlich am ersten Sonntag im Mai in
Gutau stattfindet, kann ein breites Publikum angesprochen werden, die Idee des
Kompetenzzentrums bekannt gemacht und an der Mitarbeit Interessierte gewonnen
werden. Am Vorabend zum Färbermarkt ist es bereits zur Tradition geworden, dass
alle Blaudrucker zu einer internationalen Runde zusammentreffen, wo bei einem
stimmigen Rahmenprogramm der gegenseitige Austausch gepflegt wird. Für dieses Jahr
ist im Rahmen dieser Veranstaltung die Beschlussfassung geplant, dass sich die
Blaudrucker aus Deutschland, Slowakei, Tschechien, Ungarn und Österreich um
eine Aufnahme des Blaudruck-Handwerks in die "Repräsentative Liste des
Immateriellen Kulturerbes der Menschheit" bewerben.